NTI-Report – Die 100 weltweit führenden Leiterplattenhersteller im Jahr 2024

Auch in diesem Jahr präsentieren wir das beeindruckende Zahlenmaterial von Dr. Hayao Nakahara, NT Information (USA), der die weltweite Produktion von Leiterplatten im Jahr 2024 unter die Lupe genommen hat. Ein Trend der letzten Jahre setzt sich ungebrochen fort: der Aufstieg Südostasiens im Zuge der Strategie ‚China +1'.

1. Einführung

Es wird immer schwieriger, die genauen Umsätze der weltweit führenden Leiterplattenhersteller zu ermitteln, da es zu zahlreichen Fusionen und Übernahmen kommt. Außerdem liegen für etliche Hersteller keine öffentlichen Daten vor: Sie sind entweder in Privatbesitz oder gehören zu großen Konzernen.

Diese Muttergesellschaften veröffentlichen in der Regel nicht die Umsätze ihres Leiterplattengeschäfts. Mit den Jahren häufen sich deshalb immer mehr die ‚Schätzungen', und der Autor hat jedes Jahr weniger Vertrauen in die NTI-100-Liste. Dennoch vermittelt sie einen Eindruck vom Ist-Zustand der globalen Leiterplattenindustrie – von ihrer Größe und von den Markttrends der aufgeführten Hersteller.

Wie immer haben viele Organisationen und einzelne Hersteller direkt und indirekt zu dieser NTI-100-Liste beigetragen. Der Autor möchte diese Gelegenheit nutzen, um ihnen allen zu danken. Der Autor übernimmt die volle Verantwortung für etwaige Fehler – von denen es leider sicherlich viele gibt.

Um die Wachstumszahlen zu ermitteln, werden die Umsätze der einzelnen Hersteller im Jahr 2023 anhand der Wechselkurse von 2024 in US-Dollar ($) umgerechnet. Daher fallen die meisten Zahlen etwas geringer aus als in der Vorjahrestabelle NTI-100 2023 [*]. Der Rangverlust der japanischen Hersteller ist aufgrund der starken Abwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar besonders ausgeprägt. Von 2018 bis 2021 lag er bei etwa 110 ¥/$. Wäre der Yen in diesen Zeiträumen stabil geblieben, hätten japanische Hersteller deutlich höhere Ränge erreicht. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels schwankt er bei etwa 146 ¥/$. Der Autor fragt sich, warum einige Hersteller ein sehr hohes Wachstum erzielt haben: Shennan, WUS, BH Flex, Victory Giant, Gold Circuit, Nitto Denko und Hongxin Electronics.

In der linken Tabelle sind nur zwei nichtasiatische Hersteller vertreten: TTM Technologies aus den USA und AT&S aus Österreich. Mit ihren neuen Werken werden sie Positionen gewinnen, obwohl die meisten asiatischen Hersteller in dieser Liste stark in neue Werke in südostasiatischen Ländern investiert haben, was ab 2025 allmählich Früchte zu tragen begann.

2. Zusammenfassung

Die vorstehenden Daten wurden zusammengefasst, um die ‚Stärke' von Regionen, in den meisten Fällen von ‚Ländern', aufzuzeigen. China behandelt Taiwan als eine seiner Provinzen. Für den Autor ist Taiwan Taiwan – unabhängig davon, ob es sich um ein unabhängiges Land oder eine Region handelt. Da diese Zahlen von den führenden Herstellern angegeben wurden, entspricht der prozentuale Anteil in etwa den Produktionswerten, die von den führenden Herstellern in ihrem eigenen Land und im Ausland erzielt wurden.

3. Weltweite Leiterplattenproduktion und Länder-Anteile

Von rund 56,4 Mrd. $ Produktionswert in China im Jahr 2024 stammen etwa 16,7 Mrd. $ von taiwanesischen Herstellern. Der Produktionswert anderer ausländischer Hersteller in China wird auf etwa 5 Mrd. $ geschätzt (die wichtigsten sind dabei TTM Technologies, AT&S, Mektec, Meiko, CMK, Gul Technology usw.). Damit bleiben für 2024 etwa 34,7 Mrd. $, die in China von ‚chinesischen Staatsangehörigen' erzeugt wurden.

China ‚vermietet' Standorte an ausländische Unternehmen. Die Leiterplattenproduktion in südostasiatischen Ländern wird in den nächsten Jahren sprunghaft ansteigen, hauptsächlich durch ausländische Unternehmen.

4. Weltweite Leiterplattenproduktion in weiteren Ländern

Nach sechs Monaten Arbeit, die im Juni und Juli besonders intensiv ausfiel, kann der Autor diese Tabellen nicht mehr sehen. Ein einziger Fehler bedeutet für ihn die Neuerstellung sämtlicher Tabellen. Er ist sich nicht sicher, ob er diese nervenaufreibende Arbeit fortsetzen kann. Die Leser können seine Gefühle wahrscheinlich nachvollziehen, da sein erster NTI-100-Report 1999 geschrieben wurde und seitdem jährlich seit nun einem Vierteljahrhundert fortgesetzt wurde.

Seine Hauptmotivation für die Auflistung der weltweit führenden Leiterplattenhersteller ist nach wie vor, die globale Leiterplattenproduktion abschätzen zu können. Er geht davon aus, durch die Analyse der Daten und durch das Wissen, in welchen Ländern Leiterplatten hergestellt werden, nicht nur die weltweite Produktion, sondern auch die nach Ländern gemessene vernünftig einschätzen zu können, da er eine gute Kenntnis der Standorte weltweit führender Leiterplattenhersteller besitzt.

304 Industrial Park Prachinburi aus der Vogelperspektive (Bild: 304 Industrial Park Co.)Seine Untersuchung der weltweiten Leiterplattenproduktion begann Mitte der 1980er -ahre mit dem IPC TMRC unter der Leitung von Ray Pritchard, dem damaligen Geschäftsführer des IPC. Im Laufe der Jahre gab es immer mehr ‚Top-Hersteller' mit immer mehr Produktionsstandorten. Infolgedessen wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, ‚genaue' Daten zusammenzustellen. Die wertvollsten stammen neben den Kontakten des Autors von TPCA und CPCA. Bei Betrachtung der WECC-Daten hat der Autor jedoch den Eindruck, dass CPCA etwa 75 % der Produktion Chinas abdeckt, die mit fast 60 % die größte der Welt ist. Er kann der CPCA keinen Vorwurf machen, da es nahezu unmöglich ist, Daten von 1.500 in China tätigen Herstellern, darunter auch ausländische Unternehmen, zu erhalten.

Von den geschätzten 56.400 Mio. $ der Leiterplattenproduktion in China und dem ‚chinesischen Anteil' von 34.700 Mio. $ (62 %) ist der Anteil ausländischer Hersteller in China beträchtlich (38 %). In den 1990er und 2000er Jahren kamen viele ausländische Hersteller nach China, um dort Fabriken zu errichten und lokale Arbeitskräfte zu beschäftigen. Diese Transfers wurden zu einer wertvollen Quelle für Leiterplattentechnologien in China. Viele prominente chinesische Leiterplattenhersteller begannen mit dem Wissen, das sie aus diesen ausländischen Transfers gewonnen hatten, nicht nur in Bezug auf Technologie und Fertigung, sondern auch in Bezug auf Managementfähigkeiten. China ist ein glorreiches Land, aber auch eines der Dichotomie. In Shenzhen gab es einst mehr als 400 Leiterplattenhersteller. Heute sind es wahrscheinlich weniger als die Hälfte. Jüngsten Meldungen zufolge gab es in den letzten Monaten in China mehr als 20 Insolvenzen von Leiterplattenherstellern, darunter das Werk Wuzhu Donggang, das Wuzhu Shenzhen vom insolventen taiwanesischen Hersteller Yashin gekauft und in Wushu Donggang umbenannt hat. Leiterplattenhersteller mit finanzieller Stärke und Technologien bauten Werke außerhalb von Shenzhen, viele davon in der Provinz Jiangxi. Die Städte, in denen diese neuen Werke gebaut wurden, waren von Shenzhen und/oder Hongkong aus nicht gut zu erreichen. Ji'an zum Beispiel, wo Kinwong, Red Board, Shengyi Electronics und viele andere große Werke haben, war schwer zu erreichen. Die nahe gelegene Stadt Jinggangshan hatte den einzigen Regionalflughafen, der von Shenzhen aus erreichbar war, mit einem Flug pro Tag. Heute bringt ein Hochgeschwindigkeitszug Reisende in zwei Stunden von Shenzhen nach Ji'an. Jinggangshan ist die Stadt, in der Mao Tse-tungs berüchtigter ‚Langer Marsch' begann.

Jüngsten Meldungen zufolge gab es in den letzten Monaten in China mehr als 20 Insolvenzen von Leiterplattenherstellern

China wurde zum Produktionszentrum der Welt. Das bedeutet, dass eine wichtige Lieferkette aufgebaut wurde. Globale Unternehmen, die von dieser Lieferkette abhängig waren, begannen sich über diese einseitige Abhängigkeit Sorgen zu machen. Nicht nur die Endprodukte, sondern auch ein großer Teil der für die Herstellung dieser Produkte benötigten Komponenten, darunter auch Leiterplatten, werden aus China geliefert. Die ‚chinesische' Lieferkette wurde durch die COVID-Pandemie stark beeinträchtigt. Daraufhin begannen Unternehmen, die von der chinesischen Lieferkette abhängig waren, rasch Druck auf die Zulieferer auszuüben, ihre Produktion außerhalb Chinas anzusiedeln. Insbesondere die Leiterplattenindustrie ist an ‚China+1' interessiert.

Bereits Anfang der 2000er-Jahre gab es Gespräche über eine Verlagerung. Das Kunstwort ‚Chindia', von China nach Indien, wurde von Journalisten geprägt, die sich der Belastung durch die zu starke Abhängigkeit von China bewusst waren. Als man erkannte, dass Indien noch nicht bereit war, die Produktion aus China zu übernehmen, wurde aus ‚Chindia' ‚China+1', wobei dieses ‚+1' überall auf der Welt liegen kann, auch in Indien. Aus Sicht der Leiterplattenindustrie wurde Südostasien zum bevorzugten ‚+1'-Standort, da die Leiterplatteninfrastruktur in Indien noch immer schlecht ist: Wesentliche Ausrüstungen und Materialien müssen weiterhin importiert werden, und eine lokale Versorgung mit diesen wichtigen Gütern ist nicht in Sicht.

In den letzten zwei Jahren haben mehr als 60 Leiterplattenhersteller, hauptsächlich aus Taiwan und China, Werke in Thailand, Malaysia und Vietnam gebaut oder bauen diese derzeit, was zu einigen Problemen bei der Rekrutierung von Arbeitskräften und Ingenieuren vor Ort geführt hat. Eine schnelle Lösung für dieses Problem besteht darin, Arbeiter und Ingenieure aus ihren Heimatländern mitzubringen, vielleicht vorübergehend, bis die Werke reibungslos laufen. Die gleiche Situation gab es in China in den 1990er- und 2000er-Jahren. Also verfolgten sie die genannte Taktik und tun dies immer noch.

Jetzt aber hat die thailändische Regierung dieser Beschäftigungspraxis Grenzen gesetzt. Sie hat ein Gesetz erlassen, das diesen Unternehmen verbietet, mehr als 30 % der ‚Führungskräfte' aus ihren Heimatländern einzustellen. Die Definition des Begriffs ‚Management' ist jedoch vage und scheint ein Versuch der thailändischen Regierung zu sein, ausländische Investoren dazu zu ermutigen, mehr lokale ‚Manager' einzustellen, was auch immer mit ‚Manager' gemeint ist. Es gibt nicht genügend Fachkräfte mit Kenntnissen in der Leiterplattenherstellung in Thailand, und das Land wird zu einem Schlachtfeld für taiwanesische und chinesische Leiterplattenhersteller werden, die um lokale Fachkräfte konkurrieren. Aufgrund dieser Situation scheinen die Produktionskosten für Leiterplatten in Thailand für dasselbe Produkt und dieselbe Menge höher zu sein als für Produkte ‚made in China'. Zumindest vorläufig.

Vietnam wird von japanischen und südkoreanischen Herstellern dominiert

In Thailand wird derzeit rasch Infrastruktur aufgebaut. Große CCL-Hersteller aus Taiwan, ITEQ und TUC, haben Werke in der Nähe ihrer Kunden errichtet. Kingboard Chemical hat ein neues CCL-Werk hinzugefügt. Shengyi Technology hat ebenfalls ein CCL-Werk gebaut. Elite Material (EMC) entschied sich für Malaysia, gegenüber dem Werk von TTM Technologies in Penang. MKS-Atotech baut ein Chemiewerk. Topoint errichtet ein Werk zur Herstellung von Bohrern in unmittelbarer Nähe von Gold Circuit Electronics im 304 Industrial Park in Prachinburi, wo sich viele Leiterplattenhersteller wie CMK, Dynamic, STARTeam, Founder (iFound) und weitere ansiedeln. Die CCL-Fabrik von ITEQ befindet sich im Rojana Industrial Park, ebenfalls in der Provinz Prachinburi, zehn Minuten von Gold Circuits entfernt.

Firmensitz Jiangxi Redboard Technology in Ji‘an (Bild: Jiangxi Redboard Technology Co.)In Thailand ist KCE Electronics der einzige bedeutende lokale Leiterplattenhersteller. Wenn in Thailand alles gut läuft, wird das Land in fünf bis sieben Jahren jährlich Leiterplatten im Wert von mehr als 10 Mrd. $ produzieren. Fast alle davon stammen von ausländischen Unternehmen. Eine ähnliche Situation herrscht in Vietnam.

Vietnam wird von japanischen und südkoreanischen Herstellern dominiert, zu denen nun einige taiwanesische (Tripod und T. P.T) und chinesische (VGT) hinzugekommen sind. Malaysia hat zwar einige lokale Leiterplattenhersteller, deren Stärke jedoch bei Weitem nicht an die der Newcomer heranreicht: TTM Technologies, AT&S, GBM, Simmtech, Sunshine usw. Singapur hat drei Leiterplattenhersteller: Sanmina, Lincstech (jetzt Teil von GBM) und einen lokalen Hersteller, Additive Circuits. Toppan Electronics baut mit Beteiligung von Broadcom eine neue IC-Gehäusesubstratfabrik in Singapur und investiert dabei etwa 350 Mio. $. Der einzige große Leiterplattenhersteller auf den Philippinen ist Ibiden Philippines. Andere kleine Hersteller auf den Philippinen sind im Wesentlichen alle in japanischem Besitz.

5. Resümee

Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Südostasien bis 2030–2032 eine Leiterplattenproduktion im Wert von 18-20 Mrd. $ erreichen wird. Chinesische Leiterplattenhersteller investieren weiterhin in China. Die Investitionen taiwanesischer Hersteller konzentrieren sich jedoch auf Thailand. Ihr Wachstum wird also aus Thailand kommen. Das einzige Wachstum in Japan und Südkorea kommt aus Investitionen in IC-Gehäusesubstrate. Aus Sicht des globalen Wettbewerbs scheinen Nordamerika und Europa weiter zurückzufallen, obwohl sich einige einzelne Hersteller wie TTM Technologies und AT&S sehr bemühen.

Es wird interessant sein, die NTI-100-Liste im Jahr 2030 zu sehen, falls der NTI-100-Report im Jahr 2030 noch veröffentlicht wird. Sicher ist, dass Taiwan und China weiterhin die Leiterplattenproduktion dominieren werden und trotz anhaltender Insolvenzen weitere Namen in zukünftigen NTI-100-Listen auftauchen werden. Übersetzung: Markolf Hoffmann

Referenzen

[*] Vgl. PLUS Ausgabe 10/2024, S. 1220 ff.

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