Artikelarchiv Galvanotechnik

Zum Schönschleifen von Werkstücken – gleichgültig welchen Werkstoffes – haben sich seit Jahrhunderten Werkzeuge bewährt, auf denen das Schleifkorn auf einer federnd nachgiebigen Unterlage auf liegt. Meist wird die federnd nachgiebige Unterlage durch eine Gewebe-, Filz-, oder Gummischeibe gebildet, auf die das Schleifkorn entweder aufgeleimt wird oder über die es in Form eines Schleifbandes hinwegläuft. Häufig werden dann die mit derartigen Werkzeugen geschliffenen Teile anschließend noch mit Rundbürsten, auf die man – zumindest bei der Metallbearbeitung – schleifkornhaltige Pasten aufttägt, gebürstet. Somit war es naheliegend, eines Tages einmal die Kombination von Bürste und schleifkornbeleimtem Schleifelement in einem einzigen Werkzeug zu versuchen, und so entstanden die Schleifscheiben mit Schleiflamellen und Borsten und später dann die Schleifscheiben mit Schleiflamellen, aber ohne Borsten.

In der Galvanotechnik arbeitet man schon seit einer Reihe von Jahren mit sogenannten Vollautomaten. Dort wird unter einem vollautomatischen Bad eine Anlage verstanden, bei welcher das Werkstück auf einem Kontaktträger befestigt wird und bei der alle Vorgänge vom Entfetten bis zum Verchromen kontinuierlich erfolgen, ohne daß das Teil noch einmal umgespannt werden oder in die Hand genommen werden muß. In einer solchen Anlage unterscheidet man zweierlei Vorgänge: einmal die reine mechanische Bewegung, die von elektrisch und hydraulisch gesteuerten Apparaten bewirkt wird und zum anderen die chemischen Vorgänge, wobei in den modernen Bädern die sogenannten Glanzbildner beim metallischen Überzug das früher notwendige manuelle Polieren bewirken.

Es ist eine alte Erfahrung, daß Neues oft unbeliebt ist, mit Skepsis betrachtet oder gar bekämpft wird. Die Furcht vor dem Fortschritt ließ englische Arbeiter im 18. Jahrhundert die Spinnmaschinen und windbetriebenen Sägewerke zerstören; zweimal steckten Müllergesellen die erste Dampfmühle bei London in Brand. Die bedrohliche Haltung der Maschinenstürmer, die 1810-1816 zahlreiche Attentate auf Maschinen der Textilindustrie unternahmen, ließ den englischen König solche Delikte mit Todesstrafe oder Deportation bedrohen. Denen, die aus Furcht davor, daß sie ihre Arbeit verlieren könnten, den Fortschritt hemmen wollten, hat ihre Ablehnung des Neuen wenig genutzt.

Das Wort Marktanalyse ist zu einem modernen Begriff geworden und besagt, den Markt oder besser einen bestimmten Bereich – in unserem Falle also die schleifenden und polierenden Betriebe zu analysieren, zu erforschen. Wenn wir nun eine solche Marktanalyse durchführen, d. h. die einzelnen Betriebe, die schleifen und polieren, beobachten und vergleichen, so kann man feststellen, daß sich die Gesamtheit dieser Branche grundsätzlich und deutlich in zwei Lager aufteilt, die zwei verschiedene Gruppen darstellen. Es gibt Betriebe, die das Althergebrachte treulich weiterpflegen und am Altherkömmlichen festhalten. Wenn man sich mit einzelnen Leuten aus diesem Lager unterhält, sind es meist auch diejenigen, die alles besser wissen und vor lauter Erfahrung eigentlich nichts mehr hinzulernen können.

Die Ferienzeit ist vorüber. Mit frischer Kraft geht es an die betrieblichen Aufgaben. Wenn auch der Sommer mehr Regen als Sonnenschein brachte, so soll und darf das fachliche Interesse an Neuerungen und wirtschaftlichen Arbeitsverfahren nicht „verwässern“. Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit dem Fachgebiet „Schleifen und Polieren“, es wurde redigiert von dem bekannten Fachmann, Herrn Dr.-Ing. Walter Burkhart, dem der besondere Dank gilt für eine sorgfältige Auswahl der Aufsätze namhafter Autoren. Das Schwergewicht liegt beim mechanischen Polieren, während sich weitere Arbeiten in den späteren Heften mit dem chemischen und elektrolytischen Glänzen befassen werden.

Erstes und einziges Organ für Referate aus dem Fachschrifttum des In- und Auslandes, Band III

• Hier sprechen die Lieferfirmen
• Patentschau: Kurzbeschreibungen deutscher Patente, Gebrauchsmuster, Patentanmeldungen
• Neue Fachbürcher

Broncebad Frage: Seit einigen Monaten haben wir ein Broncebad im Betrieb, das 25 g/l Cu-Gehalt, 13 g/l Sn-Gehalt, 12 g/l NaOH, 17 g/l NaCN, bis zu 150 g/l CO₃, 30-40 g/l Natriumzitrat als Glanzträger und einen organischen Zusatz als Glanzbildner enthält. Das Bad arbeitet bei einer anodischen Stromdichte bis zu 2.5 A/dm² und einer kathodischen Stromdichte von ca. 5 A/dm². Der Elektrolyt wird dauernd filtriert und die Ware bewegt. Arbeitstemp. ist 65° C. In diesem Broncebad werden Stahlblechteile mit ca. 8 µ bronziert und nach dem mit ca. 8 µ vernickelt. Bei der Vernicklung wird die Ware in einem Hochleistungsnickelbad glanzvernickelt. Sobald es sich bei den zu bearbeitenden Teilen um ein Blech handelt, das vor dem Galvanisieren weder geschliffen noch gebürstet oder poliert wurde, bilden sich auf der Nickeloberfläche der vorher bronzierten Teile nach Tagen punktförmige Ausblühungen (Salzkrusten), die durch das Mikroskop betrachtet wie Kristallberge aussehen und ab und zu kleine Nickelflitter in sich eingeschlossen haben. Diese Ausblühungen führen zu Ausschuß.

Wir berichteten bereits im letzten Heft in Kurzform über die Jahresversammlung des Bundesinnungsverbandes in München. In der Fachgruppensitzung hielt Herr Gaida das Hauptreferat vor der Fachgruppe Galvaniseure und Metallschleifer, das wir nachstehend gekürzt referieren. Eine Gesamtarbeit über das Thema der Kalkulation wird von dem Referenten als Buch vorbereitet. Einleitend wies der Vortragende darauf hin, daß in der Literatur nur vereinzelt wenige Angaben zu diesem Thema erschienen sind. Auf wichtige Aufsätze zum Thema Kalkulation in der vorliegenden Fachzeitschrift wurde aufmerksam gemacht. Es folgen nun in gekürzter Form die Ausführungen des Referenten, die den theoretischen Teil erläutern, ohne auf Kalkulationsaufstellungen, Vordrucke und Schema-Konten dafür selbst einzugehen. Das bleibt späteren Veröffentlichungen noch Vorbehalten.

Automatische Schleif- und Poliermaschinen kommen heute auch bei uns immer mehr zur Anwendung. Das Augenmerk liegt aber nicht allein darauf, daß damit ein erfolgreiches Arbeiten ermöglicht wird, denn eine vielseitige Verwendbarkeit dieser Maschinen liegt im Interesse des Betriebes. An einem Beispiel soll hier ein Bericht gegeben werden aus der amerikanischen Industrie. Die Automobilindustrie hat zahlreiche Zulieferfirmen und man läßt die verschiedensten Teile auch im Lohn veredeln. Hier fallen Warenteile der unterschiedlichsten Art an. In der Firma Advance Plating Company, Inc., Detroit/USA wurde z. B. von der Firma „Acme“ eine automatische Schleif- und Polieranlage aufgestellt, um Fensterrahmen aus rostfreiem Stahl und Stoßstangenhörner aus Stahl zu bearbeiten. Diese Anlage soll nachfolgend einmal näher betrachtet werden.

Teil III: Fortsetzung des Berichtes über die Vortragstagung in Straßburg, veranstaltet vom Verein der elsässischen und lothringischen Ingenieure. Teil I und Teil II erschien in den Heften 5 und 6/1956 der vorliegenden Zeitschrift. Dann wurde beschrieben: die mechanische Bearbeitung (Schleifen und Polieren), die chemische Behandlung (Entfetten, Beizen). Teil II beschäftigte sich mit der chemischen Oxydation (MBV-, EW-Verfahren) und dem Chemischen Glänzen und Färben. Es folgt heute die elektrolytische Behandlung. (Das Glänzen von Alu wird ausführlich beschrieben in dem soeben erschienenen Sonderdruck Mäurer (DM 3.-) beim Eugen G. Leuze Verlag, Saulgau/Wttbg. Darin werden alle gebräuchlichen Verfahren unmittelbar für die Betriebspraxis behandelt.

In der Betriebspraxis tritt oft der Begriff „Stromausbeute“ auf und es erscheint manchmal angebracht, eine Stromausbeutebestimmung vorzunehmen. Die Stromausbeute eines Bades kann sich aus verschiedenen Gründen verändern und allein schon bei der Vorausberechnung, einer Schichtdicke ist ein genauer Wert unerläßlich. Eine im Laboratorium oft angewandte Methode zur Bestimmung der Stromausbeute, die auch für den Betrieb sehr gut geeignet ist, soll nachstehend beschrieben werden.

Metallfärbungen erfordern ein gewisses „Fingerspitzengefühl“, denn es handelt sich beim Gelingen nicht allein darum, das richtige Färberezept anzuwenden, sondern die Erfahrung spielt eine größere Rolle als bei anderen Arbeitsweisen. Im Anschluß an die heutige Veröffentlichung werden wir an dieser Stelle weitere Aufsätze veröffentlichen, die das „Gelingen“ von Metallfärbungen zum Ziele haben und unseren Lesern praktische Winke und Erfahrungen vermitteln. Die in nachfolgendem Aufsatz genannten Rezepte sind Beispiele. Weitere Rezepte für die verschiedenartigsten Färbungen findet der Leser in der 3. Auflage 1956 des Buches O. P. Krämer: „Metallfärbung und Metallüberzüge ohne Stromquelle“ (Preis DM 4.80). Das Buch enthält neben einer Farbtafel mit den Originalfarben der nach den Buchrezepten angefärbten Metalle auch ein Verzeichnis der in der Metallfärbung zur Anwendung kommenden Chemikalien.

Wir weisen unsere Leser darauf hin, daß in Heft Nr. 9/1955 der vorliegenden Zeitschrift ein umfangreicher Aufsatz erschien, der die galvanische Abscheidung von Silberniederschlägen behandelte unter Berücksichtigung des Anwendungsbereiches von Matt- und Hartglanzniederschlägen. Die nachfolgende Arbeit fußt auf praktischen Erfahrungen und behandelt insbesondere Fehlerursachen, wobei Ratschläge vermittelt werden.
Die Versilberung ist eines der ältesten galvanischen Verfahren. Viele Forscher haben sich damit beschäftigt, die günstigsten Elektrolytzusammensetzungen zu finden und die Auswirkungen der einzelnen Elektrolytbestandteile zu ermitteln. Viele Versuche hatten auch zum Ziel, die giftigen cyankalischen Elektrolyte durch andere zu ersetzen. Wenn auch in vielen Forschungsberichten ungiftige Elektrolyte angegeben worden sind, so haben sich diese in der Praxis doch nicht durchsetzen können.

Die Streufähigkeit: Streufähigkeit ist eine wichtige Eigenschaft galvanischer Bäder, sie bestimmt die Gleichmäßigkeit der Schichtdicke der abgeschiedenen Metallniederschläge. Um auf profilierten Gegenständen bei der Galvanisierung an allen Stellen der Oberfläche eine möglichst gleichmäßige Metallabscheidung zu erhalten, muß die Streufähigkeit des betreffenden galvanischen Bades groß sein. Da die Korrosionsschutzwirkung eines galvanischen Überzugs hauptsächlich von dessen Dicke abhängt, muß bei einem schlechtstreuenden Elektrolyten insgesamt viel mehr Metall auf einem profilierten Gegenstand niedergeschlagen werden, um auch auf den ungünstigen Stellen eine genügende Schichtdicke und damit einen ausreichenden Korrosionsschutz zu erzielen. Die Streufähigkeit bestimmt damit auch die Wirtschaftlichkeit eines galvanischen Bades.

Am 13. Juli dieses Jahres konnte der bekannte Schleif- und Polierfachmann Kleinschmidt in seltener geistiger und körperlicher Frische seinen 75. Geburtstag begehen. Schon vor Jahrzehnten zählte er zu dem Mitarbeiterkreis unserer Zeitschrift und die Fachwelt entbietet ihm mit uns nachträglich die besten Glückwünsche. Bernhard Kleinschmidt hatte von Anfang an eine Sammlung von Gegenständen, Abbildungen, geschichtl. Daten u. a. angelegt, die in irgendeiner Beziehung zum Schleifen und Polieren standen. In ihrer Vielseitigkeit bot diese einen nahezu lückenlosen Überblick der Entwicklung. Im Februar 1928 wurde die „Technisch-Wissenschaftliche Ausstellung der Schleif- und Poliertechnik“ auf der Kölner Messe gezeigt und 1929 veranstaltete Kleinschmidt im Schloß Benrath in Düsseldorf die „Schleiftechnische Fachausstellung“.

Erstes und einziges Organ für Referate aus dem Fachschrifttum des In- und Auslandes, Band III

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15. Fortsetzung.

Ein Lehrgang von Studienrat Dipl.-Phys. K. Engelländer Komplett (erweitert) als Buch erschienen im Eugen G. Leuze Verlag, Saulgau/Wttbg, DM 5.90

22. Cyanidbestimmung

Die Technik von heute kennt kaum ein Gebiet, auf dem die Entwicklung ruht. Die Entwicklung auf einem Gebiet zieht oft zwangsläufig die andere eines ganz anderen Gebietes nach sich. Die größten technischen Fortschritte sind zweifelsohne in den letzten hundert Jahren gemacht worden. Betrachten wir beispielsweise die Errungenschaften im Verkehrswesen, in der Nachrichtentechnik oder auf dem Bausektor: täglich machen wir von der einen oder der anderen dieser Errungenschaften Gebrauch, ohne daran zu denken, wie sie Zustandekommen konnten und daß sie vielmehr das Ergebnis zahlreicher Einzelerfindungen darstellen, die meist mühevollste Kleinarbeit zur Vorausetzung hatten.