Wird gegen SMIC wegen Sanktionsverstoß ermittelt?

Wird gegen SMIC wegen Sanktionsverstoß ermittelt?

Dem chinesischen Chiphersteller Semiconductor Manufacturing International Corp. (SMIC) wird aus den USA vorgeworfen, ‚möglicherweise‘ gegen amerikanisches Recht beziehungsweise gegen gültige Sanktionen verstoßen zu haben, weil er 7-nm-Prozessoren für den Telekommunikationsriesen Huawei herstelle. SMIC wurde vor rund 20 Jahren mit staatlicher Hilfe gegründet und fertigt wie das taiwanesische Vorbild TSMC für Fabless-Entwickler als Foundry.

Den Vorwurf erhob Alan Estevez, stellvertretender US-Handelsminister und verantwortlich für Industrie und Sicherheit, während seiner jüngsten Aussage vor einigen Wochen vor dem U.S. Foreign Affairs Committee. Estevez hielt sich bedeckt, ob zu diesem Thema tatsächlich Ermittlungen im Gange seien. Er wies allerdings darauf hin, dass der um einige Strukturgenerationen der aktuellen TMSC-Technologie hinterherhinkende 7-nm-Prozess beim chinesischen Chiphersteller nach bisherigen Erkenntnissen keine effiziente Ausbeute bringe. Er wiederholte damit frühere Kommentare von US-Handelsvertretern, die Chinas Fähigkeiten in Frage stellten, fortschrittliche Chips in großem Maßstab und mit bedarfsgerechter und wirtschaftlich vertretbarer Ausbeute zu produzieren.

Als Leiter des Bureau of Industry and Security ist Estevez für die Chip-Exportkontrollen und Sanktionen zuständig, mit denen die ‚Biden-Administration‘ Chinas Halbleiterambitionen von Herstellungstechnologien amerikanischer Firmen und den damit möglichen hochentwickelten Chips fernhalten wollen. Dass es hier nicht um eine Petitesse im beinharten Handelskrieg zwischen China und den USA geht, zeigt die Entwicklung der SMIC-Aktie an der Börse in Hongkong nach der Aussage des hohen Regierungsvertreters: Sie rutschte um 5,5 % ab, wie Branchen-Beobachter von Bloomberg berichteten.

Deutlich schwerwiegender als der temporäre Kurseinbruch wäre allerdings für SMIC das Risiko, wie Huawei mit Sanktionen belegt und damit von wichtigen internationalen Märkten ausgeschlossen zu sein. Die Situation ist für beide Seiten zweischneidig: Dem chinesischen Chiphersteller wird – auch gebremst und sogar im schlimmsten Fall von westlichen Märkten ausgeschlossen – die technologische Weiterentwicklung gelingen. Es geht hier auch um typisch amerikanisches ‚buying time‘: Hält man den Newcomer auf Abstand, bringt das der Insel Taiwan und ihrer Halbleiterindustrie, deren Funktionieren auch im Interesse Chinas ist, ein paar weitere Runden Ruhe vor machtvoller Durchsetzung der Ein-China-Doktrin.

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